Endlich war es soweit; ein ganzes freies Jahr stand vor mir! Dieses Gefühl ist unbeschreiblich; du weißt, dass dir ein Jahr Zeit bleibt, um Dinge zu tun, die du schon immer tun wolltest oder auch ganz sicher getan hättest, wäre es damals möglich gewesen! Ich jedenfalls wollte nach England.
Aber nicht als Tourist, sondern ich wollte das Land so erleben, wie es sich in seiner Alltäglichkeit zeigt. Irgendwann, eine Weile zuvor, hatte ich von der Möglichkeit gehört, als Granny eine Weile bei einer Familie zu leben. Ich wusste, das war mein Weg! … Und es gab viele Familien, die suchten, keine einfache Entscheidung. Aber dann war es Liebe auf den ersten Blick; ein bezauberndes kleines Mädchen lachte mich auf einem Foto an! Angefragt, geskypt und die Chemie stimmte...
Ende Oktober ging es los. Alle holten mich am Flughafen ab und die ersten zwei Wochen stand mir noch die richtige Oma zur Seite. Ich fühlte mich vom ersten Tag an wohl und die Tage mit der kleinen Aida vergingen wie im Flug. Ich hatte mich nur um das kleine Mädchen zu kümmern und ich genoss die Zeit! Jeden Tag lernte die Kleine etwas Neues und ich durfte daran teilhaben und mich gemeinsam mit den Eltern darüber freuen. Ein tolles Gefühl!
Klar ging auch einiges schief. So bestellte mir die Mama ein Taxi, um zum Babysingen zu fahren. Ich wartete brav im Haus auf den Taxifahrer, dieser aber wartete – für England typisch – vor dem Haus und fuhr dann wieder weg! Nichts mit Babysingen :-))
Oder ich verstand, dass ich Aida mittags die Pancakes zum Essen geben sollte, aber es war genau das Gegenteil; gerade die sollte sie nicht essen! Aber die lieben Eltern konnten darüber lachen und ich glaube, das war auch sehr wichtig und nahm mir manche Unsicherheit.
Natürlich war die Verständigung am Anfang nicht immer problemlos, aber alle, wirklich alle Menschen, die mir begegnet sind, waren so hilfsbereit und nett; ob beim Spaziergang im Park, beim Einkaufen, im Fitnessstudio... überall traf ich auf offene und interessierte Leute.
Leider war ich manchmal auch nicht mutig genug; so fand ich eine Wandergruppe, die jedes Wochenende auf Tour ging; ich fragte an und sie freuten sich schon auf mich, aber ich fand nicht den Mut, gleich einen ganzen Tag mitzukommen. Beim nächsten Mal bin ich mutiger!
Ja, und ein nächstes Mal wird es ganz sicher geben! Zwar muss ich jetzt noch ein paar Jährchen arbeiten um in Rente zu gehen aber wenn ich mich dann noch fit fühle, steht einem weiteren Abenteuer als Granny nichts im Wege!
