"Ich habe vom 1.11. 12 bis 20.2. 13 in einem Waisenhaus in Saigon geholfen. Diese Monate waren die schwersten und gleichzeitig die schönsten, die ich in meinem Leben je gehabt habe. Die Arbeit mit den Kindern hat mir sehr viel Freude bereitet. Ich, als Nicht-Mutter, hatte keine Ahnung, wie gut ich mit kleinen Kindern umgehen kann.
Im Waisenhaus gibt es ca. 240 Kinder auf 5 Stationen. Auf der Babystation waren 32 gesunde Babys, das jüngste war 7 Tage alt, das älteste ca. 1 Jahr. Wenn sie laufen können, kommen sie auf die nächste Station der „Toddlers“ mit ca.29 gesunden Kleinkindern im Alter von ca. 13 Monaten bis 3 Jahren. Niemand konnte mir je genaue Altersangaben machen. Meist werden die Babys irgendwo ausgesetzt oder z.B. in einem Krankenhaus zurückgelassen. Wenn die Kleinkinder zur Toilette gehen können und selber essen können, kommen sie in ein anderes Waisenhaus, über das ich nie irgendetwas in Erfahrung bringen konnte.
Außerdem gibt es die Station mit den Down Syndrom Kindern und die „Sick Ward“ mit 3 großen Räume mit den schwerkranken und schwerstbehinderten Kindern. Hier sollte ich arbeiten, habe mich aber nicht in der Lage gesehen, das zu tun. Ich konnte das auch nach mehreren Versuchen nicht!
Im ersten Monat war ich bei den 32 Babys. Ich musste füttern, drei Malzeiten am Tag, sie bei Bedarf windeln und natürlich mit den Kleinen spielen. Sie wurden dazu in einem Zimmer neben dem Schlafsaal auf eine große „Spielwiese“ gelegt. Hier lagen dann ca.30 Babys und die Betreuerinnen und ich sollten sich um sie kümmern. D.h. sie hochnehmen, mit ihnen sprechen, sie knuddeln, etc. Dieses „Spielen“ passierte einmal am Tag. Leider lagen die Kleinen dann nachmittags nur in ihren Betten, ohne Ansprache durch die Betreuerinnen. Das hab ich übernommen. D.h. ich habe mit ihnen gelacht und rum gealbert, sie gestreichelt, Rücken gekrault oder nur gesprochen. Dabei kam es zu ersten Konflikten mit den Betreuerinnen, weil mir pro Kind nur 5 Min. Zeit erlaubt waren. Schwer fiel es mir auch sie beim Füttern zu beobachten. Die Babys wurden in einem erschreckenden Tempo gefüttert und haben sich häufig übergeben. Auch wie sie geweckt wurden war wenig liebevoll oder es passierte oft, dass sie irgendwie grob in die Bettchen gelegt wurden. Beim Füttern war außerdem Sprechverbot mit den Kleinen. Dadurch würden sie abgelenkt und könnten nicht so schnell trinken. Fragt mich nicht, wie die Betreuerinnen mir das 'gesagt' haben, es war auf jeden Fall unmissverständlich.
Gewohnt habe ich in einer Gegend, in der es keine Touristen gibt! Englisch spricht fast niemand und auch englische Speisekarten gab es so gut wie nie. Jeden Abend kam dann wieder das Abenteuer: Essen bestellen. Ich habe dabei nette und interessante Erlebnisse gehabt. Als Frau alleine auszugehen ist für eine Vietnamesin so gut wie undenkbar.
Es war anstrengend! Aber ich könnte Übermorgen wieder zurück fahren. Zu meinen Kleinen und auch zu dem chaotischen, lauten Alltag mit der Hitze und den immer freundlichen, hilfsbereiten Menschen, dem leckeren Essen und den Durchfallproblemen und und und…"